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AutorenbildDr. Stefan Stöckl

Use Case - Hugo Boss

Aktualisiert: 18. Juli 2023

Wie man zentrale Kennzahlen im Rahmen der Bilanzanalyse nutzt




Kennzahlensysteme erleichtern das Erkennen und Ausschöpfen von Optimierungspotenzialen. Dabei eröffnen Sie Einblicke in unterschiedliche Ebenen des Organisations- und Produktionsprozesses von Unternehmen. Kennzahlen dienen nicht nur der Überwachung von Prozessen, sondern gelten gleichzeitig als Frühwarnindikatoren und wirken darüber hinaus wegweisend bei der Entscheidungsfindung. Bei der Auswahl von Key-Performance-Indikatoren (KPIs) spielen somit vor allem die langfristigen strategischen Zielsetzungen von Unternehmen eine tragende Rolle.


Nachfolgend sollen die einzelnen Methoden der Kennzahlenanalyse anhand eines konkreten Fallbeispiels veranschaulicht werden. Zu Illustrationszwecken wird hier beispielhaft der Einzelabschluss der Hugo Boss AG des Geschäftsjahres 2008 herangezogen. Da der Einzelabschluss keine umfassenden Rückschlüsse auf die finanzielle Lage des Konzerns erlaubt, ist es ratsam den Konzernabschluss nach IFRS zusätzlich in die Analyse mit einzubeziehen. Die vollständigen Einzel- und Konzernabschlüsse finden Sie unter „Online Bundesanzeiger“: https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet. Für die weiteren Analyse-Schritte wird die Bilanz des Geschäftsjahres 2008 der Hugo Boss AG zugrunde gelegt.


In einem ersten Schritt soll zunächst die Vermögensstruktur des Unternehmens betrachtet werden. Im Wesentlichen wird hier der Frage nachgegangen, aus welchen Vermögensbestandteilen sich das Gesamtvermögen zusammensetzt. Zu diesem Zweck werden Anlage- und Umlaufquote ermittelt:





Eine niedrige Anlagequote ist gerade bei Handels- und Dienstleistungsunternehmen als positiv zu bewerten, da dies auf eine ausgeprägte betriebliche Flexibilität hindeutet. Bei Industrieunternehmen hingegen ist dies meist ein Anzeichen für eine Produktion, die vorwiegend mit alten, bereits abgeschriebenen Maschinen stattfindet.


Für eine weitere Diversifizierung der Vermögensstruktur wird zudem die Intensität des immateriellen Vermögens bestimmt:



Für die Vermögensstruktur ergibt sich folgendes Bild:












Anhand dieser bestandsorientierten Kennzahlen wird deutlich, dass das Anlagevermögen 69,8% des Gesamtvermögens ausmacht. Das Umlaufvermögen beeinflusst die Vermögensstruktur mit etwa 30,2 % deutlich geringer. Das Gesamtvermögen setzt sich darüber hinaus zu 4,9% aus immateriellen Vermögensgegenständen zusammen. In einem nächsten Schritt soll nun auch die Kapitalstruktur einer näheren Analyse unterzogen werden. Folgende Kennzahlen kommen hierfür in Frage:









Grundlage für die Berechnung dieser Kennzahlen bildet das bilanzielle Eigenkapital, welches sich nach folgendem Schema berechnen lässt:



Aus den Daten der Bilanz folgt somit:




Auf Grundlage dieses Werts, lassen sich nun die gewünschten Kennzahlen ermitteln:












Hierbei wird deutlich, dass das Unternehmen seine Investitionen respektive Verbindlichkeiten zu 54, 2 % aus Eigenkapital finanziert hat. Im Vergleich zu den Vorjahren wird deutlich, dass der Anteil der Fremdkapitalfinanzierung um insgesamt 15,6% gestiegen ist, was sich in einer Erhöhung des Verschuldungsgrades um 0,41 Prozentpunkte niederschlägt.


Die bestandsorientierte Betrachtung der Vermögens- und Kapitalstruktur ist eine gute Methode, um sich einen groben Überblick darüber zu verschaffen, welche Vermögensgegenstände das Unternehmen hält und auf welche Weise es Kapital aufbaut. Eine solch isolierte Analyse würde jedoch die Dynamik vernachlässigen, die durch eine horizontale Verkettung von Bilanzposten untereinander zustande kommt. An dieser Stelle sind Finanzierungs- und Liquiditätsregeln von besonderer Relevanz.


Finanzierungsregeln verlangen nach einer Fristenkongruenz:






Zu den wichtigsten Regeln zählt die goldene Bilanzierungsregel:







Das langfristige Fremdkapital wird dann wie folgt ermittelt:




Zu den wichtigsten Liquiditätsregeln gehören:







Die horizontale Bilanzstruktur ergibt sich dann sie folgt:













Damit ergibt sich für den Bilanzgewinn:



Die Bilanzpolitik und strategische Zielsetzungen entscheiden schlussendlich darüber, ob ein Unternehmen einen höheren oder niedrigeren Bilanzgewinn am Ende eines Wirtschaftsjahres ausweist. Kennzahlen bilden einen wichtigen Baustein in der Analyse des strategischen Fortschritts von Unternehmen. Je nach Ausgestaltung machen sie Prozesse und Entwicklungen messbar, die andernfalls nur durch die Abgabe von Schätzwerten greifbar gemacht werden könnten.


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